Wenn ich so als Neustadtverordnete durch die Straßen Viernheims laufe, schaue ich derzeit oft nach oben. Dann sehe ich Dächer aller Art, Sattel-, Flach-, Pult-, und Gründächer, neu gedeckte und sanierungsbedürftige. Leider nur vereinzelt sehe ich Sonnenkollektoren auf Dächern oder sogar an Fassaden.
Viernheim hat eine kleine Tradition von Photovoltaik-Initiativen, angefangen mit Anlagen auf dem Dach der AvH und einigen öffentlichen Gebäuden. Dazu gab es private Initiativen von an Umweltthemen interessierten Personen: Technikaffine, Experten, die die teilweise komplexen Fördermöglichkeiten zu eruieren und für sich auch wirtschaftlich zu nutzen wussten. Photovoltaik war ein Thema für Kenner, sein Nutzen zwar messbar, aber nicht richtig unmittelbar erfahrbar.
Was will ich damit andeuten? Ganz einfach: Das Thema muss raus aus der Expertenecke. Die Vorteile von Solarmodulen auf Dächern und deren Möglichkeiten müssen uns allen noch viel mehr deutlich gemacht werden. Wir wissen alle um die Klimakrise, wir wissen, dass kein Weg am Ausbau der erneuerbaren Energien vorbeiführt, aber oft wissen wir als Privatpersonen (vielleicht auch als Gewerbetreibende) noch viel zu wenig darüber, wie es geht, und was die Vorteile sind, haben wenig professionelle Unterstützung und scheuen vielleicht auch deshalb vor einer Investition zurück.
Wenn man sich schlau macht, entdeckt man neuere Initiativen in Viernheim. Das Brundtlandbüro wurde personell verstärkt und hat ein Programm aufgelegt, um ehrenamtliche Photovoltaik-Berater auszubilden. Durch Stöbern auf der Website der Stadt habe ich die Kampagne ‚Viernheim ist pure Energie‘ entdeckt. Kennt jemand diese Initiative? Tip: Den Slogan in Google eingeben.
Als Überschrift auf der Website liest man: ‚Photovoltaik – bewährt, einfach, dezentral, lohnend‘. Ich schlage vor, ‚umweltschonend‘ zu ergänzen. Denn darum geht es doch, oder? Bislang alles Schlagworte (wenn auch sicherlich die richtigen!), die mit Leben zu füllen sind. Die Produkte sind nun an den Mann und an die Frau (Smiley) zu bringen.
Zuerst denke ich an das neue Baugebiet Bannholzgraben II. Dort werden sehr bald Familien, Investoren, auch die örtliche Baugenossenschaft, bauen. Es werden Eigenheime, Mehrfamilienhäuser, Mietwohnungen entstehen. Hat die Stadtverwaltung das im Blick? Wurden die künftigen Bauherren und Investoren bereits gezielt angesprochen? Vor allem gewerbliche Bauherren haben es in der Hand, Solarmodule auch auf ihre Dächer (oder bspw. sogar integriert in Balkoneinfassungen oder sogar Fassaden) von Mehrfamilienhäusern zu bringen, zum Nutzen nicht nur von Eigentümerinnen, sondern auch von Mieterinnen.
Ich denke, die Stadtverwaltung muss hier noch proaktiver werden: Eine aufsuchende Kampagne auflegen zur gezielten Aufklärung im Hinblick auf die Möglichkeiten von Erneuerbaren für die Bürgerinnen, unter Einbeziehung von Beratungsdienstleistenden, Installationsbetrieben, den neuen ehrenamtlichen Beraterinnen, und nicht zu vergessen unseren Stadtwerken. Vielleicht sollten wir alle Genannten zusammenbringen zu einem ‚Tag der Erneuerbaren‘ im Bürgerhaus, wenn das denn wieder möglich ist.
Auf der Website der Stadt ist von 300 bestehenden lokalen Anlagen die Rede, die etwa 3% des Viernheimer Stroms produzieren. Das ist in der Tat noch viel zu wenig. Wir müssen hier schnell vorankommen. Solaranlagen auf unseren Dachflächen sind kein Luxus, sondern bergen ein riesiges Potential und sind pure Notwendigkeit in Zeiten der Klimakreise. Sie sind eine sinnvolle Investition und tragen zur Wertschöpfung unserer Häuser und Wohnungen bei. Sie bringen uns ein Stückchen Autarkie im Privaten, wir weden unabängiger von fossilen Energietreägern. Und wir leisten auf breiter Ebene einen Beitrag zur Energiewende.
Astrid Pfenning
Bündnis 90 / Die Grünen Viernheim